Die Lebensgeschichte eines Baumes lässt sich aus der Struktur seines Holzes ablesen, besonders deutlich bei im Vegetationsrhythmus gewachsenen Bäumen am Bau ihrer Jahresringe. In der Breite ihrer Jahresringe unterscheiden sich die einzelnen Holzarten beträchtlich. Manche, etwa Buchsbaum und Eibe, wachsen langsam mit schmalen Ringen, andere, wie die Pappel und einige Kiefernarten, sind sehr raschwüchsig und können Jahresringe von mehr als 1,25 cm Breite bilden. Je nach den Wachstumsbedingungen kann die Ringbreite eines Baumes jedoch von Jahr zu Jahr unterschiedlich ausfallen. 

Die Wachstumsbedingungen sind besonders ausschlaggebend. Bäume an einem fruchtbaren Standort bilden breitere Ringe als solche auf unfruchtbarem Boden; Parkbäume ohne Kronen- und Wurzelkonkurrenz haben breitere Ringe als Waldbäume, die in einem harten Wettbewerb um Entfaltungsraum stehen; Bäume mit kurzen Vegetationsperioden, etwa in der arktischen Zone oder in Gebirgsregionen nahe der Schneegrenze, bilden für allgemeinen nur sehr feine Ringe.
Verfolgt man Jahresringe nm den Stammquerschnitt herum, stellt man fest, dass ihre Breite nur selten konstant ist, und am Hang oder unter stark einseitiger Windeinwirkung gewachsene Bäume haben oft einen Stamm mit ovalem Querschnitt, dessen Jahresringe beiderseits der Markröhre deutliche Breitenunterschiede aufweisen. Einen solchen einseitig verstärkten Zuwachs nennt man Reaktionsholz. Es hat eine besondere Struktur und chemische Zusammensetzung, die den Baum befähigen, den ungewöhnlichen Belastungen standzuhalten, der Schiefe entgegenzuwirken und dein Stamm zu helfen, seine normale, aufrechte Ausgangsstellung wiedereinzunehmen. Wird Reaktionsholz geschnitten und getrocknet, ist seine Längsschwindung außergewöhnlich stark; deshalb neigt es zu starken Formveränderungen und zur Rißbildung.
Auch Klima- und Witterungsbedingungen beeinflussen das Wachstum und somit die Breite der Ringe Abnorme Bedingungen, etwa, eine anhaltende Dürre, können das Wachstum zum Stillstand bringen und zur Bildung »falscher Jahresringe« führen, während Insektenbefall, Feuer- und Frostschäden an Wundreaktionen erkennbar sind.
Die Erkenntnis, dass sich die klimatischen Einflüsse auf die Ringbreite häufig innerhalb eines größeren geographischen Gebietes auswirken, hat die Datierung von Ringsequenzen anhand on Proben ermöglicht, die man sehr alten Bäumen und Hölzern bekannten Alters entnimmt. Diese Ringstrukturen geben Auskunft über die jahreszeitlichen Witterungsbedingungen vergangener Jahrhunderte und Jahrtausende: Anhand von Holzproben aus lebenden und abgestorbenen kalifornischen Grannenkiefern, die bis zu 4900 Jahre alt werden, hat man die Klimageschichte der letzten 8200 Jahre rekonstruiert. 

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